• 27.12.2023
  • Juristische Rundschau (JR)

Handschuhehe eines deutsch-syrischen Paares in Mexiko und ordre public

Für eine Eheschließung durch Boten hat sich der Begriff Handschuhehe eingebürgert, da die Überreichung eines Handschuhs früher die Erteilung einer Vollmacht symbolisierte. Diese Form der Heirat war in Adelskreisen bis im 17. Jahrhundert üblich. Seither ist die praktische Bedeutung der Handschuhehe zurückgegangen; sie hat daher die deutschen Gerichte nur gelegentlich beschäftigt. Umso erstaunlicher ist es, dass diese Form der Eheschließung seit wenigen Jahren eine Renaissance erlebt, wie sich aus der Verfahrensgeschichte eines BGH-Beschlusses vom 29. September 2021 ergibt. Der BGH hatte zu entscheiden, ob eine im Wege der doppelten Stellvertretung in Mexiko geschlossene Handschuhehe einer Deutschen und eines Syrers gegen den ordre public verstößt. Im Folgenden wird nicht nur der BGH-Beschluss kommentiert, sondern vor allem der Frage nachgegangen, was Brautleute dazu motivieren könnte, in Form einer Handschuhehe zu heiraten, obwohl diese mit Kosten verbunden ist.

I. Der Rechtsstreit und der Beschluss des BGH

Juristische Rundschau (JR)

Quelle:
Juristische Rundschau (JR)

Fundstelle:
JR 2023, 593-596

Autoren:
Prof. Dr. Joachim Gruber